Materialmangel gefährdet die Energiewende
Schon im März hatte der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks auf massive Preissteigerungen und Materialengpässe bei Holzprodukten und Dämmstoffen hingewiesen. Eine aktuelle Umfrage unter rund 7.000 Innungsbetrieben bundesweit zeigt, wie ernst die Lage in der Zwischenzeit ist.
Über 75 % der Dachdeckerbetriebe in Baden-Württemberg berichten über Preissteigerungen von bis zu 50 %. Einige müssen sogar Steigerungen von über 100 % hinnehmen. Dies betreffe vor allem Latt- und Schalholz, aber auch Holzfaserdämmstoffe und OSB-Platten seien mittlerweile deutlich teurer geworden. Bei Dachlatten beobachten Betriebe sogar eine Verdreifachung des Preises innerhalb weniger Monate. Zudem seien Lieferfristen von zwei bis drei Monaten üblich. Einige Betriebe geben an, inzwischen gar kein Material mehr zu erhalten.
Ähnliches gilt auch bei den EPS-Dämmstoffen.
Energiewende in Gefahr
Obermeister Andreas Ambrus: „Wir sehen ernsthaft die Energiewende gefährdet. Unsere Betriebe leisten einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der gesetzten Klimaziele. Wenn nun Dächer, Geschossdecken und Fassaden nicht im vorgesehenen Maß gedämmt werden, oder komplette Dachsanierungen wegfallen, hat das direkte Auswirkungen auf den Energieverbrauch und damit auf den CO2-Austoß“. Zudem führten Baustopps zwangsläufig zu einer Verschärfung auf dem Wohnungsmarkt.
Die Gründe für die Materialengpässe und damit verbundene Preissteigerungen sind vor allem auf den globalisierten Märkten zu finden. Insbesondere die USA und China importieren Holzprodukte und Dämmstoffe aus Deutschland, um den deutlich gestiegenen Bedarf in den eigenen Ländern zu decken. So wird Holz aus deutschen Wäldern inzwischen zu horrenden Preisen aus dem Ausland aufgekauft und in einigen Ländern mitunter als Spekulationsobjekt gehandelt, was die Preise noch weiter nach oben treibt.
„Uns ist durchaus bewusst, dass in einer vom Freihandel geprägten globalisierten Wirtschaft Exportverbote oder sonstige dirigistische Maßnahmen nicht zielführend sind,“ erklärt Ambrus. „Dennoch erscheint es uns dringend notwendig, dass die Politik zwischen den Marktpartnern sensibilisiert und zumindest vermittelnd eingreift. Letztlich geht es hier auch um Verbraucherschutz, denn die exorbitant steigenden Baupreise bleiben am Ende auf den Schultern der Hausbesitzer liegen“.
Ambrus abschließend: „Wir suchen weiterhin das Gespräch mit allen beteiligten Akteuren und versuchen rasch eine Lösung zu finden. Aber auch die Politik darf sich hier nicht wegducken. Klimaschutz und Wohnungsnot gehen uns alle an“.